Kurz & bündig
- Karl Ammann hat drei verschiedene Gülleausbring-Techniken auf seinem Milchviehbetrieb ausprobiert.
- Besonders Rindergülle fördert die Entstehung von Güllewürsten.
- Die Berücksichtigung von Wetter und Bodenverhältnissen ist neben den verschiedenen Gülletechniken entscheidend, um Güllewürste zu vermeiden.
- Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Fliessfähigkeit der Gülle zu verbessern und so die Bildung von Güllewürsten zu vermeiden.

Die konzentrierte, linienförmige Gülleablage durch emissionsmindernde Gülletechnik kann im Grünland zu Güllewürsten führen – mundartlich «Güllemädli» genannt. Dabei dringt der flüssige Teil der Gülle in den Boden ein und die Strohreste bleiben auf dem Gras liegen.

Wenn diese Güllewürste nicht verrotten, wachsen die Strohreste mit dem Gras zusammen hoch und verschmutzen das Futter. Das kann zu verminderter Schmackhaftigkeit sowie Verschmutzung mit Bakterien wie Clostridien führen, was wiederum die Futterkonservierung negativ beeinflusst. Bei ganz dicken Güllewürsten kann das Gras darunter sogar ersticken.

Welche Möglichkeiten gibt es, um Güllewürste und die darauf folgende Futterverschmutzung zu vermeiden?

Landwirt Karl Ammann, Lohnunternehmer Beat Braun und Düngeberater Othmar Vollenweider teilen ihre Erfahrungen.

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Aufs Wetter und die Bodenverhältnisse achten

Karl Ammann ist ein Milchproduzent aus Schwarzenbach SG und gibt als Erstes zu bedenken: «Das A und O der erfolgreichen Gülleausbringung ist nebst der ganzen Technik das Berücksichtigen von Wetter und Bodenverhältnissen.»

Er habe diverse Situationen beobachtet, in denen anscheinend vom Schleppschlauch erwartet wird, dass nicht mehr aufs Wetter geachtet werden müsse. Die gute fachliche Praxis darf also trotz emissionsmindernder Gülletechnik nicht vernachlässigt werden.

Am besten wird die Gülle möglichst direkt vor einem Regenereignis ausgebracht. Dann wird sie in den Boden eingeregnet, was die Futterverschmutzung vermindert. Denn bei trockener Witterung vertrocknen die Güllewürste und verrotten schlecht.

Rindergülle besonders betroffen

Ammann hat viel Grünland und Rindergülle, weshalb ihm die Güllewurst-Problematik bekannt ist. Vom Güllewurst-Problem ist vor allem die Rindergülle betroffen, weil diese einerseits aufgrund des Verdauungssystems des Rindes mehr Trockensubstanz und Schleimstoffe enthält und andererseits durch Aufstallungssysteme mit Vollgülle viel Stroh in die Gülle gelangt. Die Gülle nach der Winterpause ist besonders dick und problematisch. [IMG 3]

Es gibt diverse Möglichkeiten, Güllewürste zu vermeiden (siehe Kasten «Tipps zur Vermeidung von Güllewürsten und Futterverschmutzung»).

Othmar Vollenweider, Landwirt und Düngeberater beim Bauernverband Aargau, gibt aber zu berücksichtigen, dass es keine Musterlösung gibt, sondern betriebsindividuelle Lösungen braucht. «Man muss diverse Dinge ausprobieren und überlegen, was anhand der betrieblichen Begeben-heiten am besten passt. Dabei muss man die Kosten im Blick halten.»

Tipps zur Vermeidung von Güllewürsten und Futterverschmutzung
Es gibt verschiedene Massnahmen, um Güllewürste und schliesslich eine Futterverschmutzung vermindern zu können:

- Möglichst vor einem Regenereignis güllen
- Zu Vegetationsbeginn nicht zu spät güllen, damit Gülle bis zum ersten Schnitt verrotten kann
- Striegeln
- Gülle mit Regenwasser verdünnen
- Gärgülle ins Gülleloch einrühren, um Gülleaktivität zu erhöhen
- Gülle separieren
- Gülle nicht zu stark rühren bei erster Ausbringung, damit der stark TS-haltiger Schwimmdeckel nicht eingerührt wird und die Gülle verdickt
- Gülleloch im Herbst wenn möglich nicht ganz leeren, damit der Restbestand mit aktiven Mikroben die neu anfallende Gülle «impfen» kann
- Güllezusätze
- Strohwürfel statt Häckselstroh einstreuen
- Schleppschuh statt Schleppschlauch
- Schleppschlauch und nicht «Hängeschlauch» praktizieren, damit die Gülle zur Graswurzel gebracht und nicht auf dem Gras abgelegt wird
- Erntemaschinen nicht zu tief einstellen, damit das Gras «über» der Güllewurst geerntet wird. Generell positiv gegen Futterverschmutzungen

Wichtig zu wissen: Es gibt keine Musterlösung. Jeder Betrieb muss eine individuell angepasste Lösung für sich finden, die funktioniert und umsetzbar ist. Dabei sollten auch die anfallenden Kosten berücksichtigt werden.

Ammann hat drei verschiedene Techniken ausprobiert

Ammann war überzeugt vom Breitverteiler und skeptisch gegenüber dem Schleppschlauch. Deshalb hat er bereits in den vergangenen drei Jahren drei verschiedene emissionsmindernde Gülleausbringverfahren abwechselnd eingesetzt und diverse Erfahrungen gesammelt:

  • Schleppschlauch
  • Schleppfix
  • Schlitzgerät

Besonders mit dem Schleppfix hat Ammann gute Erfahrungen gemacht. Dieser funktioniert ähnlich wie ein Schleppschuh und legt die Gülle präzise und bodennahe ab. Das vermindert sowohl die Futterverschmutzung als auch die Ammoniakemissionen gegenüber dem Schleppschlauch. «Dicke Gülle war kein Problem», erzählt Ammann. Bei ganz dicker Gülle musste er jedoch die Gülleabweiser ganz öffnen, so dass die Gülle fast aussah wie breitverteilt.

Auch Othmar Vollenweider findet den Schleppschuh im Grünland eine gute Technik. «Falls man nicht bereits in die Gülletechnik investiert hat, ist es eine Überlegung wert, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen und damit in einen Schleppschuh zu investieren.»

Mit dem Gülleschlitz-Gerät machte Ammann auch gute Erfahrungen, weil durchs Einschlitzen keine Güllewürste entstehen und die Gefahr von Futterverschmutzung minimiert wird. Nachteilig bei dieser Technik ist aber das höhere Gewicht.

Beat Braun aus Niederhelfenschwil SG ist Lohnunternehmer mit langjähriger Erfahrung in der Gülleausbringung. Er sieht wegen der Futterverschmutzung eher bei der Gülleausbringung im Sommer ein Problem. Im Sommer hat man zwar oftmals die dünnere Gülle, dafür sind die Ausbringzeitfenster kürzer. Einerseits, weil bald der nächste Schnitt folgt, andererseits, weil der Regen fehlt.

Mit Gärgülle die Rindergülle aktivieren und homogenisieren

Doch nicht nur mit der Gülletechnik können Güllewürste vermindert werden. Ein anderer Ansatz ist, die Gülle möglichst aktiv zu halten und zu homogenisieren, damit sie fliessfähiger wird und dadurch weniger Güllewürste entstehen. Denn fliessfähige Gülle infiltriert besser in den Boden.

Othmar Vollenweider empfiehlt, in die bestehende Gülle Anfang Frühjahr einige Kubik Gärgülle (etwa 100 m3 Gargülle pro 1000 m3 Rindergülle) einzurühren. Gärgülle enthält aufgrund der Vergärung in der Biogasanlage besonders viele aktive Mikroorganismen. Somit kann die vorhandene Gülle mit der aktiven Gärgülle quasi «geimpft» werden.

Das ist eine relativ kostengünstige Lösung, womit nicht nur Wasser, sondern noch Nährstoffe zugeführt werden. Hier muss natürlich die Nährstoffbilanz berücksichtigt werden. Karl Ammann gibt auch zu bedenken, dass er Zeit bei der Gülleausbringung einsparen kann, wenn die Gülle fliessfähiger ist.

Regenwasser zur Verdünnung eignet sich nur bedingt

Eine weitere Variante zur Verbesserung der Fliessfähigkeit ist beispielsweise das Einleiten von Regenwasser zur Gülleverdünnung. Jedoch sind im Winter häufig die Lagerkapazitäten bereits ausgeschöpft, weshalb die Gülle nicht noch zusätzlich verdünnt werden kann.

Grössere Güllemengen verursachen wiederum Mehrkosten bei der Gülleausbringung. Othmar Vollenweider meint, wenn man die Gülle ab Gülleloch verschlauchen könne, fallen die zusätzlichen Kubik etwas weniger ins Gewicht, erhöhten einfach die Arbeitszeit. Wenn aber ein Güllefass gemietet oder der Lohnunternehmer bezahlt werden muss, sind zusätzliche Güllekubik ein nicht zu unterschätzender Kostenpunkt.

Gülle-Separierung ist aktuell noch zu teuer

Dann gibt es noch die Möglichkeit der Gülleseparierung. Dort wird der feste Teil vom flüssigen getrennt. Dieser könnte gemäss einigen Gülleseparator-Herstellern sogar als Einstreu verwendet werden.

Gülleseparieren ist jedoch relativ kostenintensiv. Karl Ammann könnte sich das Separieren von Wintergülle durchaus vorstellen, sofern ein Lohnunternehmer ein preiswertes Angebot bieten kann. «Wenn der Preis einmal nur noch um die 1 Franken/m3 Gülle betragen würde, wäre es eine Überlegung wert.»

Diese Variante wäre auch zu prüfen für Betriebe, welche sowieso Nährstoffe vom Betrieb wegführen müssen: Die Gülle im Vorfrühling separieren, dann die Dünngülle für den eigenen Betrieb verwenden und den Separatormist auf einen Ackerbaubetrieb oder in eine Biogasanlage führen. Einige Landwirte haben positive Erfahrungen mit Güllezusätzen gemacht, welche die Gülle homogenisieren sollen. Gemäss dem DLG-Merkblatt «Futterhygiene bei der Gülleausbringung im Grünland» gibt es aber keine wissenschaftliche Empfehlungen.

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Beat Braun denkt auch, dass das Aktivieren der Gülle Vorteile bringen könnte. Jedoch müsse beim Einsatz von teuren Güllezusätzen das Kosten-Nutzen-Verhältnis abgewogen werden. Die teils erheblichen Zusatzkosten liessen sich bei unzureichenden Effekten kaum rechtfertigen.

Othmar Vollenweider erwähnt das Belüften und Rühren der Gülle, was vor vielen Jahren vermehrt empfohlen wurde. Dadurch wird die Gülle homogenisiert und zersetzt sich besser. Von dieser Massnahme ist man aber abgekommen, weil beim Rühren Ammoniakemissionen entstehen und wertvoller Stickstoff in die Luft verloren geht.

Höher mähen, weniger Futterverschmutzung

AboTipps vom Futterbau-BeraterFit für die Wiesen- und WeidesaisonMittwoch, 20. März 2024 Karl Ammann sieht noch grosses Potenzial in der Graserntetechnik. Oftmals würden die Erntemaschinen zu tief eingestellt werden, wodurch entsprechend die Futterverschmutzung höher ist. «Manchmal sieht man beim Mähen noch die Güllewürste unten in der Grasnarbe, wenn sie nicht verrottet sind. Wird etwas höher gemäht und schliesslich auch nicht zu tief geschwadet, ist das kein Problem – auch beim Eingrasen nicht», meint Karl Ammann. 

Beim Weiden seien Güllewürste weniger problematisch als im konservierten Futter, weil die Tiere das Futter selbst selektionierten können.

Sollte es trotz diverser Massnahmen zu Güllewürsten kommen, kann man diese zeitnah nach der Gülleausbringung noch «verstriegeln». Dann wird auch gleich die Wiese gepflegt. «Im Frühling haben wir diese Zeit bis zum ersten Schnitt», sagt Karl Ammann.